Rebellion

from 2017/04/28 until 2017/06/10

Foto: © Brian Morrow 

REBELLION 

Mario Asef, Mona Babl, Nina Kluth, Robert Lanz, Daniela Lehmann Carrasco, Brian Morrow, Funda Özgünaydin, Michael Pfisterer, Alexandra Schlund, Nadja Schöllhammer, Daniel Seiple, Erik Smith, Kerstin Stoll, Katinka Theis, Charlotte Bastian, Andrea Übelacker, Sandra Wrampelmeyer

Ausstellung 29.04. bis 10.06.2017
Eröffnung am 28. April 2017, 19 Uhr
Finissage am 09. Juni 2017, 19 Uhr

Film: „Art War“ 29.04.17, 20:30 Uhr

Performance „Das Helmi“ 11.05.17, 20 Uhr +
Film: „flüstern & SCHREIEN“ 11.05., 21:00 Uhr

English:  

REBELLION

Mario Asef, Mona Babl, Charlotte Bastian, Nina Kluth, Robert Lanz, Daniela Lehmann Carrasco, Brian Morrow, Funda Özgünaydin, Michael Pfisterer, Alexandra Schlund, Nadja Schöllhammer, Daniel Seiple, Erik Smith, Kerstin Stoll, Katinka Theis, Andrea Übelacker, Sandra Wrampelmeyer

Duration: : 29 April – 10 June 2017
Opening: 28 April 2017, 7 pm
Finissage 9 June 2017, 7pm

Film: „Art War“ April 29, 8:30 pm

Performance „Das Helmi“ May 11, 8pm +
Film: „flüstern & SCHREIEN“ May 11, 9:00 pm

(English version below)
Rebellion

Wie zeigt sich Rebellion? Was kann und was soll Rebellion?
Wogegen rebellieren? Und wie? Kleine Andeutung oder große Aktion? Mit großem Ernst oder auch mit Witz?

Das Ausstellungsprojekt zum Thema REBELLION verbindet die Notwendigkeit und Lust zu rebellieren mit der Idee der Kraft der Subversität in der künstlerischen Arbeit.
Gründe zu rebellieren, gibt es genug: Verkrustetes Denken, Konformität, die „Gesetze des Marktes“, Hass und Gewalt, Separatismus, die Zerstörung der Umwelt, die Missachtung der Würde von Mensch und Tier… Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen.
Die Kunst versucht, in ihrer eigenen Sprache die Realität anders oder eine andere Realität abzubilden, um etwas Neues sichtbar zu machen.

SCOTTY präsentiert die Arbeiten von Mario Asef, Mona Babl, Nina Kluth, Robert Lanz, Daniela Lehmann Carrasco, Brian Morrow, Funda Özgünaydin, Michael Pfisterer, Alexandra Schlund, Nadja Schöllhammer, Daniel Seiple, Erik Smith, Kerstin Stoll, Katinka Theis, Charlotte Bastian,  Andrea Übelacker und Sandra Wrampelmeyer. KünstlerInnen, die auf sehr unterschiedliche Weise reflektieren, wogegen oder wofür es wert ist, zu rebellieren. Wie Auflehnung aussehen kann, auch mit welchen Auswirkungen.

Daniela Lehmann Carrasco erforscht das kollektive Gedächtnis und individuelle Erinnerungsprozesse in ihren Arbeiten und hinterfragt kritisch u. a. mediale Strukturen der Narration und Identitätskonstrukte. Die bei SCOTTY ausgestellte 2-Kanal-Videoinstallation thematisiert das Spannungsverhältnis zwischen Rebellion und der zum Horror gesteigerten Angst. ‘LeGlückQuantitativ’, eine Montage aus ikonographischen Found Footage aus Filmen und Dokumentarfilmen der 70er – 80er Jahre aus der BRD und Chile und ‘Day Walkers’, eine Montage aus Found Footage aus Horror-Filmen und Videomaterial aus dem Internet, das den Widerstand heutiger sozialer Bewegungen dokumentiert.
Mit einem scharfen Blick und schwarzem Humor reflektiert Brian Morrow in einer seiner Serien der Street Photography „The Sun ain’t Yellow it’s Chicken“ verschiedene Themen der Männlichkeit. In ironischer Gegenüberstellung thematisiert er die emotionale Landschaft der Trump-Ära.
Kerstin Stoll zeigt eine Dokumentation ihrer Intervention, die sie in der aktuellen Ausstellung ‚Deutscher Kolonialismus – Fragmente seiner Geschichte und Gegenwart‘ des Deutschen Historischen Museum zusammen mit Britta Lange unternahm. Sie haben ein bestehendes Ausstellungsschild durch ein Neues, Verbessertes ersetzt.
Sieben Tage lang zieht sich Mona Babl täglich für sieben Sekunden eine Einkaufstüte von Primark über den Kopf und verschließt die Augen vor Allem, wogegen man rebellieren müsste und dokumentiert dies in einer  Fotoserie.
Daniel Seiple zeigt seine Tattoo-Entwürfe für Leute über 65, die er für die Tatoobude von Michael Smith im Rahmen der Skulptur Projekte Münster gezeichnet hat.
Katinka Theis untersucht in ihrer künstlerischen Arbeit die Wirkungsweise von architektonischen Räumen. Dabei geht sie den Machtverhältnissen nach, die sich durch monumentale Strukturen in städtebaulichen Situationen und überdimensional großen Landschaften ausdrücken. Die Objekte und Installationen bewegen sich thematisch an der Schnittstelle von Skulptur und Architektur. Sie können ebenso bildhauerische Arbeit, als auch visionäre Architekturmodelle darstellen, die auf eine formprägende, übergeordnete Ebene verweisen. Das Thema der Rebellion wird von der Künstlerin in abstrakten Bewegungsimpulsen sichtbar gemacht, die den Vorgang des Umsturzes in eine architektonische Gesamtform zusammenfasst.

Funda Özgünaydin,
in Berlin und Istanbul lebend, erkundet die soziale Struktur und lokale Gemeinschaften vor Ort. In ihrer künstlerischen Arbeit geht sie Fragen nach wie: Welche Auswirkung hat die Vergangenheit auf die Gegenwart? Und Welche Wirkung hat die Gegenwart auf die Zukunft? Wie kann man die Welt im positiven Sinne selbst verändern? Wie sieht Positivität, Hoffnung und Glück in einer Zeit der Veränderung aus? Die Kreativität des Menschen und der soziokulturelle Austausch sind für Funda Özgünaydin ein wichtiger Motor für die gesellschaftliche Entwicklung – in der Beschäftigung mit dem angeborenen Willen zur Veränderung, dem Überleben eines Ideals und der Problematik von dessen Wirken in unserer Gegenwart.
Mario Asef “Statements” und “Beschreibungen” untersuchen in Form von Sätzen und Diagrammen die sprachlichen Konstruktionen der Realität. Unter Bezugnahme auf Lacans und Wittgensteins Realitätsbegriff wird die Sprache als ein Instrument verwendet, welches die Wechelbeziehung Subjekt-Kontext ausprägt, welche aber auch ermöglicht, dass man diese Beziehung umgestalten kann.
Alexandra Schlund installiert im Schaufenster ein Klebebild, das die topografischen Gegebenheiten des Innen – und Außenraums bildnerisch aufgreift. Die Glasscheibe könnte als eine sensible Membran bzw. Seismograph  zwischen gewünschter und tatsächlicher Wirklichkeit gedeutet werden.
Charlotte Bastian fokussiert in ihren „Patchwork“ -Serien vor allem die Veränderung, die Hinterlassenschaften und Spuren menschlichen Wirkens. Die Fotocollagen sind in ihrer Scherenschnitthaftigkeit auch wie die durch Menschen geformten/zerschnittenen/beschnittenen Landschaften, in deren Folge sich Habitate und langfristig auch das globale Klima verändern. Die Verbindung der verschiedenen Orte und verschiedenen Zeiten in einem Bild, steht auch für die globalen Zusammenhänge menschlichen Handelns. Neben dem Verweis auf Destruktionen, bilden die Collagen doch auch gleichzeitig neue Vorstellungen und Gedankenräume.
Erik Smith zeigt seine Arbeit Rebellion I & II: Maße in mm: 700 x 1.100 • Volumen: 120 Liter • Material: LDPE • Festigkeit: Typ-100 – Extra-starke Qualität • Farbe: Blau.

Oftmals hat das Rebellische schöpferische Folgen. Robert Lanz versöhnt sich mit der beiläufigen Zerstörung und bedient sich des Feuers um etwas Neues entstehen zu lassen. Und auch Andrea Übelacker entwickelt aus dem rotzigen Pinselausdrücken auf der Leinwand, eine bildnerische Qualität. Das Rebellische wird zum Denkwerkzeug und erschafft andere, unerwartete Bildformationen, Farb- und Materialzusammenhänge.
In den von Nina Kluth gezeigten Arbeiten verschränkt sie  Modelle des Designs mit Schildereyen im Allgemeinen. Das ist, wenn man so will, Wappenkunde.
Die Künstlerin Sandra Wrampelmeyer thematisiert in ihrer Arbeit ‚Auf Stütze im Tierpark’ ernsthafte Sinnfragen in Bezug auf das Wachsen, Altern, das Alter und dessen Interpretation an sich.
Nadja Schöllhammer interessiert sich dafür, wie Rebellion mit den Mitteln der Zeichnung transformiert werden kann. Rebellion kann sich ausdrücken im körperlichen Widerstand mit dem Ziel der Abgrenzung und Überwindung. Dies erfordert gleichzeitig eine körperliche Annäherung an die Antagonisten, ob Dinge, Wesen oder Konstellationen, bis hin zur Durchdringung und Vereinigung. Es entstehen skurrile, tänzerische Allianzen, die Nadja Schöllhammer zeichnerisch miteinander verwebt.
Michael Pfisterer möchte die Frage nach der Rolle und des Selbstverständnisses des (bildnerischen) Modells auf aktuelle und in der näheren Vergangenheit liegende Beispiele übertragen und als unterschiedliche Entwürfe von Realität zwischen Untersuchung, Dokumentation und Fiktion miteinander verbinden. Eine Art Essay »als gäbe es überhaupt keine Zeit, sondern nur verschiedene, nach einer höheren Stereometrie ineinander verschachtelte Räume.«

Begleitet wird die Ausstellung von abendlichen Veranstaltungen im SCOTTY-Projektraum, wie Filmscreenings, Musik-Acts, Performances.
Dies ist zum Einen der Dokumentarfilm „Art War“ (2013) von Marco Wilms am 29.04.2017, der die Geschichte junger ägyptischer Künstlerinnen und Künstler erzählt, die mit Graffiti, rebellischer Musik, Straßenkunst und politischen Kampagnen versuchen, ihre Revolution vor dem Scheitern zu bewahren. Der Film dokumentiert ihr Engagement vom Beginn der Revolte 2011 bis zum Sturz des islamistischen Präsidenten Mursi und der Machtübernahme durch das Militär 2013.

Zum anderen wird am 11.05.2017 der DEFA-Dokumentarfilm „Flüstern & schreien“ von 1988 gezeigt: „Der Regisseur Dieter Schumann präsentiert ein neues Lebensgefühl der jungen Generation, die mit Hilfe der Rock-Musik ihre Lebenseinstellung und Abneigung gegenüber dem Leben der Eltern zum Ausdruck bringt. Der 1988 gedrehte Film ist ein Roadmovie. Er vermittelt einen Einblick in die DDR-Musikszene mit Gruppen, wie Feeling B, Sandow etc. Der Regisseur begleitet sie auf ihren Konzerttourneen quer durch ein Land, das sich im Aufruhr befindet.“ (Inhaltsbeschreibung der deutschen Kinemathek).
Vor Filmbeginn gibt es ab 20 Uhr eine Performance von Florian Loycke und Brian Morrow vom HELMI.  

English version:

Rebellion

How is rebellion manifested? What can and should rebellion be?
What is there to rebel against? And how? With a small gesture or a major action? With utmost seriousness or with wit?

Centered on the theme of REBELLION, this exhibition project combines the necessity and desire to rebel with the notion of the artwork’s subversive power.
There are plenty of reasons for rebelling: entrenched thinking, conformity, the “laws of the market,” hate and violence, separatism, environmental destruction, disregard for the dignity of man and animal…the list could go on and on.
Employing its own language, art seeks to portray reality differently or to depict another reality in order to bring something new to light.

SCOTTY presents the work of artists who reflect on rebellion in a wide variety of ways, on what is worth rebelling for or against. On what rebellion might look like, and what impact it might have.

Daniela Lehmann Carrasco’s work investigates collective memory and individual remembrance processes in order to critically challenge medial structures and identity constructions. In her installations and films, she uses digital imagery to explore and reflect on the possibilities of new media. The two-channel video installation exhibited at SCOTTY addresses the complex tension between rebellion and fear, heightened to horror, and comprises LeGlückQuantitativ, a montage of iconographic found footage from films and documentaries of the 1970s and 80s from West Germany and Chile, and Day Walkers, a montage of found footage from horror films and video footage from the Internet, documenting present-day social movements and forms of resistance.
Brian Morrow: The Sun Ain’t Yellow It’s Chicken is a mini-collection of street photography by Brian Morrow. With a keen eye for dark humor and ironic juxtaposition, he explores various masculinity-based themes in a Trump-era emotional landscape.
Kerstin Stoll shows a documentation of her intervention, which she performed together with Britta Lange in the current exhibition German Colonialism – Fragments Past and Present at Deutsches Historisches Museum. They have replaced an existing exhibition sign with a new, improved one.
Daniel Seiple presents his tattoo designs for people over sixty-five, created for Michael Smith’s tattoo parlor at Sculpture Projects Münster.
Mona Babl presents a photo series documenting how she pulled a Primark shopping bag over her head for seven seconds for seven days, turning a blind eye to everything you must rebel against.In her artistic work, Katinka Theis examines the functions and effects of architectural spaces. She explores the power relationships embodied by monumental structures in urban settings and large-scale landscapes. Thematically, the objects and installations occupy the interface between sculpture and architecture. They are manifested both as sculptural work as well as visionary architectural models, which refer to a formative, superordinate level. The artist employs abstract, impulsive movements to visualize the theme of rebellion, condensing the process of overthrow into an overall architectural form.

Funda Özgünaydin, based in Berlin and Istanbul, explores social structures and local communities on the ground. In her artistic work, she investigates questions such as: What effect does the past have on the present? And what effect does the present have on the future? How can you change the world in a positive sense? What does positivity, hope, and happiness look like in a time of change? For Funda Özgünaydin, man’s creativity and sociocultural exchange are important driving forces for social advancement, in addressing the innate will to change, the survival of an ideal, and what impact this has on the present.
Mario Asef Statements and Beschreibungen (Descriptions) investigate linguistic constructions of reality in the form of sentences and diagrams. Referencing Lacan’s and Wittgenstein’s conceptions of reality, language is used as an instrument for determining the interdependency of subject-context, but also makes possible the reconfiguring of this relationship.
Alexandra Schlund creates an image with tape in the window, visually capturing the topographical features of the interior and exterior space. The glass pane could be interpreted as a sensitive membrane or seismograph between desired and actual reality.
Charlotte Bastian uses paper-cutting techniques to create the pasted collages of her Patchwork series. With their paper-cut quality, the collages resemble landscapes that have been constructed, carved, or cut up by humans, who have, as a result, altered habitats and the global climate more or less permanently. By bringing together different places and times in one and the same image, Bastian also reveals the interconnectedness of human activities around the globe. In addition to referencing destruction, the collages open up new spaces for the imagination and thought.
Erik Smith presents his work Rebellion I & II: Dimensions in mm: 700 x 1.100 • Volume: 120 liters • Material: LDPE • Strength: Type-100 – Extra-strong quality • Color: Blue.

Rebelliousness frequently has creative consequences. Robert Lanz reconciles himself with random forms of destruction and uses the fire to create something new.  Andrea Übelacker achieves a pictorial quality from the petulantly applied brushstrokes on canvas. Rebelliousness becomes a tool for thinking, producing additional, unexpected visual information, color and material contexts.
In the exhibited works, Nina Kluth intertwines design models with schildereyen in general—a form of heraldry if you will.
In her work Auf Stütze im Tierpark, artist Sandra Wrampelmeyer deals with serious questions about growing, aging, age and its interpretation.
Nadja Schöllhammer is interested in how rebellion can be transformed through drawing. Rebellion can be expressed in physically resisting the goal of demarcation and overcoming. At the same time, this requires getting physically close to the antagonists, be they things, beings, or constellations, up to and including penetration and consolidation. Created are whimsical, dance-like alliances, graphically interwoven by Nadja Schöllhammer.
Michael Pfisterer will use a dedicated experimental space that differentiates bodies, perception and processes, from each other and puts the focus on the viewer‘s own perception as a presentation mode (»regarder voir«).
The model realities exceeding the original pragmatic and semantic aspects are now described as a separate definition of space without differentiation in thought patterns, preliminary theory stages or as-if realities.

The exhibition is accompanied by evening events at the SCOTTY project space, including film-screenings, music acts, and performances.

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