CROSSLIGHT
CROSSLIGHT
Katinka Theis, Benedikt Terwiel, Charlotte Bastian
Eröffnung: 01. September 2023, 19 Uhr
Ausstellung: 02.09. – 30.09. 2023
Finissage, 30.09.2023, 14 – 18 Uhr
English:
CROSSLIGHT
Katinka Theis, Benedikt Terwiel, Charlotte Bastian
Opening: 2023, September 1, 7 pm
Exhibition: 02.09. – 30.09. 2023
Finissage: 30.09.2023, 2 – 6pm
(English version below)
CROSSLIGHT ist ein Licht, das den Weg eines anderen Lichts kreuzt und das erhellt, was das andere im Dunkeln lässt. Crosslight hat keine direkte Übersetzung ins Deutsche. Im Englischen bezieht sich das Wort auf das gleichzeitige Beleuchten oder Hervorheben verschiedener Aspekte. Metaphorisch kann es bedeuten, dass etwas zusätzliche Informationen oder Perspektiven bietet, um ein Thema neu zu sehen. Es wirft indirekt ein Licht auf etwas, das zur Quelle der Erkenntnis werden kann.
Katinka Theis, Benedikt Terwiel und Charlotte Bastian beschäftigen sich mit der Veränderung und Wahrnehmung von Landschaft. Dabei werden Informationen und Materialien in neue Perspektiven gerückt. So sind sowohl die individuellen Werke von der Idee des Crosslight geprägt, als auch die Zusammenstellung und Korrespondenz der drei Positionen in dieser Ausstellung.
Das Licht spielt im übertragenen als auch im wörtlichen Sinne eine wesentliche Rolle.
Katinka Theis untersucht in ihrer künstlerischen Arbeit die Wirkungsweise von architektonischen Räumen. Dabei spürt sie den Machtverhältnissen nach, die sich durch monumentale Strukturen in städtebaulichen Situationen und überdimensional großen Landschaften ausdrücken.
Die Objekte und Installationen bewegen sich thematisch an der Schnittstelle von Skulptur und Architektur. Sie können ebenso bildhauerische Arbeit, als auch visionäre Architekturmodelle darstellen, die auf eine Form prägende, übergeordnete Ebene verweisen. Ihre ortsbezogenen Installationen entwickelt sie in der jeweiligen Situation aus dem Raumbezug heraus. Formale, Raum prägende Eigenschaften des Umraums spielen dabei eine ebenso große Rolle wie die atmosphärischen Wirkung der jeweiligen Situation.
In der Ausstellung Crosslight zeigt sie die Installation „Nachtmodus“, die aus handgebogenen Neonröhren und einem abstrakten Landschaftsmodell besteht. Die unter der Decke des Ausstellungsraums installierten, durchsichtigen Glasröhren sind in einem energetischen Verhältnis zueinander installiert, und lassen das blaue Farbspektrum des Gases in den Neonröhren erkennen, das sich je nach Stärke anderer Lichtquellen im Raum ausbreitet. Die davon ausgehende Stimmung lässt an Blitze und Wetterphänomene denken, die sich hier auf eine andere Art und Weise auswirken. Denn das dazugehörige, abstrakte Landschaftsmodell zeigt neben Höhenlinien eine Architektur von geschwungenen Rundstäben aus Beton, die sich in ihrer Form und Anordnung auf die Lichtquellen beziehen und die Frage nach einer sich bedingenden Entstehungsgeschichte in den Raum stellen.
katinkatheis.de
In „Landschaft, 2019“ von Benedikt Terwiel folgen aneinandergereihte, sich zum Teil überlagernde weiße Felder im Seitenverhältnis eines 16 Zoll Monitors der Route des Hellwegs von Berlin nach Rotterdam, die der Künstler 2012 abgelaufen ist. Sie zeigen die Strecke, wie man sie etwa am Computer sitzend auf einer digitalen Karte entlang scrollen würde. Die Arbeit ist ein Reisebericht, jedoch ohne jede Anschauungen, Eindrücke oder Erlebnisse. Eine körperlos nachvollzogene Bewegung am Rechner, die den Hellweg – der seinen Namensteil „hell“, wie vermutet wird, dadurch erhielt, dass er frei von verdunkelndem Geäst gehalten wurde, in den Ausschnitten eines leuchtenden Computer-Displays nachzeichnet.
Interessiert an den Landschaften alltäglicher Umgebungen beschäftigt sich Benedikt Terwiel mit kartographischen Bildern und Methoden. Er sucht nach spezifischen kulturgeschichtlichen Narrativen und deren Darstellungskonventionen und fragt wie sie sich bildnerisch reflektieren lassen. Als wichtigen Bezugspunkt zu seiner Arbeit unternahm Terwiel mehrwöchige Wanderungen unter anderem von Bonn nach Basel (2009), von Florenz nach Rom (2010) und zuletzt – unter dem Titel „der natürliche Lebensraum des Menschen“– von Berlin nach Rotterdam (2011), aus der auch die Arbeit der Ausstellung entstanden ist.
benediktterwiel.info
In ihren Fotocollagen und Raumbildmontagen verwendet Charlotte Bastian Material, das sie an verschiedenen Orten aufnimmt und neu zusammensetzt. Im Fokus sind dabei Veränderungen von Landschaften im Anthropozän.
In der Ausstellung Crosslight zeigt Bastian Fotomontagen ihrer aktuellen Serie “Glocal Series #5b” in einem Stereoskop (Rotationsbetrachter) und als eine Wandarbeit.
Die Motive der Serie entstanden mit Material eines Studienaufenthaltes in der Provinz Buenos Aires (Argentinien) Ende 2022. Die Landschaft dort ist drastisch von einem ein Vierteljahrhundert (1985–2009) andauernden Hochwasser und der anschließenden Trockenheit geprägt. Das Hochwasser (ursächlich durch Kanalbau, der Wasser in die Salzseen der Gegend zurückführen sollte, um sie touristisch maximal nutzen zu können) setze innerhalb einer Woche große Gebiete unrettbar unter Wasser und zog sich erst ab 2009 durch Niederschlagsarmut wieder zurück – zurück blieb Verwüstetes, in dem auch Neues keimt.
Im Stereoskop als dreidimensional wahrnehmbare Montagen präsentiert, erzeugen die zusammengesetzten Fotomotive das Gefühl, sich in diesem prekären, doppelt unwirklichen Raum zu befinden, den man doch nur betrachtet.
charlotte-bastian.de
English:
CROSSLIGHT is a light that intersects the path of another light, illuminating what the first one leaves dark. It is meant to reveal a yet unlit perspective on a topic or an object and is indirectly shedding light onto something that can become a new source of knowledge.
Katinka Theis, Benedikt Terwiel and Charlotte Bastian explore the transformation and perception of landscapes. Each individual approach can be understood as crosslightning its different aspects as much as the combination of the three positions is emphasizing differences in its comprehension. Light plays herein an essential role, both figuratively and literally.
The work of Katinka Theis is pursuing the power dynamics of architectural spaces as manifested in the monumentality of urban structures, sites, and their out-sized landscapes. Her objects and installations site at the intersection of sculpture and architecture and can be understood as sculptural works or visionary architectural models that refer to form-defining, super-ordinate constructs. Her installations develop within the specify of their exhibition context, considering the formal properties as much as more atmospheric effects and impressions.
The installation „Nachtmodus“ made for the exhibition Crosslight combines several hand-bent neon tubes with an concrete landscape model. Installed under the exhibition space’s ceiling the transparent gas filled tubes form an energetic ensemble that reveals the blue color spectrum of its filling when illuminated by light sources of its surrounding.
The resulting atmosphere reminds of lightnings and weather phenomena, but changes if seen in correspondence to the landscape model displayed below. On its surface defined by topographical contour lines the model displays an architecture of curved concrete rods, which relate in shape and arrangement to the light sources above and raise question of their interdependency and the origin of its formation history.
katinkatheis.de
Benedikt Terwiel’s „Landschaft, 2019“ shows a series of consecutive, partly overlapping white fields in size of a computer monitor, following the so called Hellweg from Berlin to Rotterdam, a route the artist walked in 2012 over 5 weeks. The work is a travel report of this journey but without any visual impressions or narratives. It shows a disembodied movement that traces the route of the Hellweg–which assumedly got its name “hell” (German for bright) from being continuously freed of darkening plants and branches – effortlessly within the brightness of a computer display. Interested in the landscapes of everyday environments, Benedikt Terwiel asks what specific cultural-historical narratives and conventions of representation they are associated with and how they can be reflected upon in his work. His interest was influenced by a series of extensive walks, including from Bonn to Basel, Florence to Rome, and most recently – under the title ‘Human Natural Habitat’ – from Berlin to Rotterdam, from which the work shown in this exhibition resulted.
benediktterwiel.info
In her photo collages and spatial image montages, Charlotte Bastian uses material that she photographs in various in various locations and reassembles. The focus is on the changes in landscape caused by the alterations of the Anthropocene.
In the exhibition she presents her recent series „Glocal Series #5b“ installed on a rotating viewer of a stereoscope and a wall piece.
The images displayed were created of material taken during a research trip to Buenos Aires Province in Argentina end of 2022. The landscape was drastically shaped by a quarter of a century persistent flooding (1985-2009) followed by a subsequent drought.
The flooding – caused by canal construction that aimed to redirect water into the area’s salt lakes thus maximizing its touristic use – set large areas under water within days and only retreated in 2009 due to a lack of rainfall. Behind irreversible devastation the receding waters also left beginnings of potentially new life. Presented as a three-dimensional stereoscope installation, the assembled photos create the sensation of being present within this precarious unreal space, that in fact one barely observes.
charlotte-bastian.de