NESTING

© Tobias Still: Oberräder Fußweg, Fotografie, 2022 // Kerstin Stoll: Nest der Töpferwespe (1.1, Stari Grad, Kroatien), Scan, 2018 // Jelka Plate: Dickes Fell und faule Haut, Videostill, 2024

NESTING
Kerstin Stoll, Tobias Still, Jelka Plate mit Rudina Bejtuli, Hannah Grzimek und Jasmin Lutze (Theater Thikwa)

Eröffnung: 26. April 2024, 19 Uhr
Ausstellung: 27.04.2024 – 01.06.2024
+ Gallery/Sellerie Weekend: So, 28.04.2024, 14 – 18 Uhr

English:

NESTING
Kerstin Stoll, Tobias Still, Jelka Plate with Rudina Bejtuli, Hannah Grzimek and Jasmin Lutze (Theater Thikwa)

Opening: 26th of  April 2024, 7 pm
Exhibition: 27.04.2024 – 01.06.2024
+ Gallery/Sellerie Weekend: Sun, 28.04.2024, 2 – 6 pm

(English version below:)

Nesting ist eine Ausstellung von Kerstin Stoll, Tobias Still und Jelka Plate mit Rudina Bejtuli, Hannah Grzimek und Jasmin Lutze (Theater Thikwa).

Nest:
1. von Tieren errichtete Behausung aus vielfältig verarbeitetem, verschiedenartigem Material
2. Bett
3. Versteck / Unterschlupf
4. etwas Zusammengeballtes / Verflochtenes

Nesting untersucht mit den Mitteln der Bildhauerei, Fotografie und Performance verschiedene Formen von menschlichen und nicht-menschlichen Behausungen, Rückzugsorten und ökologischen sowie sozialen Nischen.

Die filigranen Lehmbauten der Töpferwespe, die Kerstin Stoll in ihrer „Wespendisko“ präsentiert, wurden mit Hilfe befreundeter Künstler*innen und Wissenschaftler*innen zusammengetragen.
Bedingt durch die Klimakatastrophe, ist die ursprünglich aus Indien stammende Töpferwespe seit Ende der siebziger Jahre auch bei uns ansässig. Das Weibchen baut aus einem Lehmgemisch einzelne Brutzellen, in die jeweils ein Ei abgelegt wird. Dieser tierische Mörtel, der mit Speichelsekret durchgeknetet wird, besteht aus Erde und Faserbestandteilen, genannt Adobe. Das Lehmnest ist bestens klimatisiert, die Lehmwände regulieren den Wärme-Kälteaustausch. Die Lehmnester erinnern im Aussehen an Amphoren und haben die Künstlerin deshalb dazu bewogen, sie im Ofen zu brennen. Sie haben dieses Prozedere unbeschadet überstanden, da sie stabil und materialsparend gebaut sind. Man kann von der Wespe lernen, wie man ressourcenschonend und energieeffizient Behausungen baut.

Tobias Still fotografiert in seiner Serie „Oberräder Fußweg“ Gärten und improvisierte Bauten in seiner Nachbarschaft in Frankfurt/Oberrad. Der Stadtteil ist für seinen traditionellen Gemüseanbau bekannt, der allerdings mittlerweile großteils brachliegt. Neben landwirtschaftlich genutztem Offenland und Gewerbe finden sich dort heute Ansammlungen privater Freizeitgärten, die im Vergleich zu den typischen Vereinsgärten ziemlich unreguliert gestaltet sind. Tobias Stills Interesse gilt einer neugierig-ästhetischen Betrachtung dieser Gärten als parallele Lebensorte der Stadtbewohner, ihrer Einhegungen, Abgrenzungen und Verflechtungen miteinander und der urbanen / naturhaften Umwelt.

Jelka Plate untersucht mit „Dickes Fell und faule Haut“ die Möglichkeiten menschlichen Winterschlafs in Siebenschläfer – und Igelkostümen; also Tieren, die Winterschlaf halten und ein dickes Fell besitzen. Eigenschaften, die dem Menschen im Laufe seiner Entwicklung abhanden gekommen sind, ihm aber im Zuge des Klimawandels wieder gut stehen würden. Schließlich sinkt der eigene Energieverbrauch durch Winterschlaf enorm. In verschiedenen Habitaten zieht sich Jelka Plate aus den Anforderungen einer Arbeitsgesellschaft zurück und fragt, ob es der Bewohnbarkeit des Planeten nicht gut tun würde, einen menschlichen Winterschlaf einzuführen. U.a. in Kooperation mit dem Theater Thikwa sind so Videos von winterschlafenden Menschen entstanden.
https://www.jelka-plate.de/dickes-fell-und-faule-haut/
Dickes Fell & faule Haut wurde gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

English version:

Nesting is an exhibition by Kerstin Stoll, Tobias Still & Jelka Plate with Rudina Bejtuli, Hannah Grzimek and Jasmin Lutze (Theater Thikwa)

Nest:
1. Dwelling built by animals from variously processed, diverse material
2. bed
3. hiding place / shelter
4. something bundled together / interwoven

Nesting uses sculpture, photography and performance to explore various forms of human and non-human dwellings, retreats and ecological as well as social niches.

The delicate earth structures of the potter wasp that Kerstin Stoll presents in her „Wespendisko“ were collected with the help of artist friends and scientists. Due to the climate catastrophe, the potter wasp, which originally comes from India, has also been resident in Germany since the end of the 1970s. The female builds individual brood cells from an earth mixture, in each of which an egg is laid. This animal mortar, which is kneaded with saliva secretions, consists of earth and fiber components called adobe. The adobe nest is optimally air-conditioned, the adobe walls regulate the exchange of heat and cold. The clay nests look like amphorae, which is why I decided to fire them in the kiln. They survived this procedure unscathed, as they are stable and built to save on materials. We can learn from the wasp how to build resource-saving and energy-efficient dwellings.

Tobias Stills series „Oberräder Fußweg“ consits of photographs of gardens and improvised buildings in his neighborhood in Frankfurt/Oberrad. The district is known for its traditional vegetable cultivation, which is now largely abandoned. In addition to open land used for agriculture and commerce, there are now clusters of private leisure gardens, which are rather unregulated compared to the typical allotment gardens. Tobias Still’s interest lies in a curious and aesthetic examination of these gardens as parallel living spaces for city dwellers, their enclosures, boundaries and interweavement with each other and the urban/natural environment.

„Human Hibernation“ is an artistic research project by Jelka Plate. Dormouse, hamster, marmot and hedgehog costumes from previous theatre productions hang in her wardrobe. All of them hibernating animals with thick fur. Although humans lost hibernating habits in the course of their development, they could come in handy in the extreme weather conditions brought about by climate change. Jelka Plate hibernated in various habitats and different social constellations, e.g. in cooperation with performers of Theater Thikwa and shot documentary videos which will be shown at nesting.
https://www.jelka-plate.de/dickes-fell-und-faule-haut/

Jelka Plates research was supported by Fonds Darstellende Künste with funds from the Federal Government Commissioner for Culture and the Media.