Night Swimming
Night Swimming
Christine Atkinson, Lucy Wood Baird, Roberta Gentry, Karl Ljungquist
Eröffnung: 17. November 2023, 19 Uhr
Ausstellung: 18.11. – 23.12.2023
►ONLINE-Künstler:innengespräch: 02.12 2023, 19.00 Uhr in Berlin/10 am in Los Angeles
English:
Night Swimming
Christine Atkinson, Lucy Wood Baird, Roberta Gentry, Karl Ljungquist
Opening: 2023, November 17th, 7 pm
Exhibition: 18.11. – 23.12.2023
►ONLINE Artist Talk: December 2nd, 7 pm in Berlin/10 am in Los Angeles
(English version below)
Mit den Mitteln der Malerei, Skulptur, Fotografie und Collage beleuchtet die Ausstellung Night Swimming die Rolle des Materials bei der Übersetzung und Dokumentation von Aufzeichnungen und Informationen. Die beteiligten Künstler verwenden vielfältige Materialien, um die Akkumulation von Zeit zu verfolgen oder flüchtige Momente und Ereignisse festzuhalten. So entstehen Arbeiten, die sowohl Erinnerungsstücke als auch Übersetzungen darstellen können, und zusammen ein Archiv von fluktuierenden Objekten, Momentaufnahmen sowie materiellen oder visuellen Ansammlungen bilden. Der Titel der Ausstellung, „Night Swimming“ (Nachtschwimmen), spielt auf die Erfahrung an, sich in einem dunklen und weiten Raum zurechtfinden zu müssen, während man nur das wahrnehmen kann, was sich in unmittelbarer Nähe befindet. Die Erinnerung an Räume, die einst im Licht gesehen wurden, die Instabilität des Auftriebs und die ständige Bewegung beim Schwimmen im Dunkeln spiegeln die Desorientierung und Verletzlichkeit von Erinnerung in den Werken der Ausstellung wider. Das klare Verstehen scheint dabei zum Greifen nah, entzieht sich jedoch wie eine durch Wasser und Dunkelheit verschleierte Welt.
Atkinson sammelt und konserviert die Trümmer der kalifornischen Waldbrände in sauberen Epoxidwürfeln und fängt damit ein chaotisches Naturtrauma in einem minimalen Objekt ein. Die glatte anziehende Oberfläche des Würfels steht in scharfem Kontrast zu der Zerstörung, die sich dem Betrachter offenbart. Die Würfel funktionieren als Zeitkapseln, in denen die Pflanzen, Tiere und Strukturen, die im Feuer umgekommen sind, in Form von Asche überdauern. Die intensive Geschichte des Ortes wird sowohl bewahrt als auch durch das Einfangen in Epoxy zugänglich gemacht.
Die Malereien von Ljungquist beruhen auf Fotografien, die der Künstler selbst aufnimmt oder Familienarchiven entnimmt. Jedes Gemälde bezieht sich auf einen bestimmten und persönlich wichtigen Moment, doch die Bedeutung ist für den Betrachter nicht sofort ersichtlich. Der Prozess, das fotografische Bild in ein Gemälde zu übersetzen, verleiht dem Werk einen kontemplativen, andächtigen Aspekt. Die Materie des Gemäldes bewahrt, was verloren gegangen wäre. Diese Einblicke in vergangene Momente erlauben, ein Voyeur in den Erinnerungen eines anderen zu sein.
Gentrys vielschichtige, abstrakte Gemälde sind sowohl entropisch als auch systematisch. Die spezifischen Regeln, die ihrer Struktur zugrunde liegen, entziehen sich jedoch unserem Verständnis. Jedes Werk verweist im Titel auf das, worauf es sich bezieht, aber die Umsetzung kann sich weit davon entfernen. Gentrys Kunst stellt den Wert sowohl ungeordneter als auch rationaler Systeme in Frage und spiegelt den natürlichen Zyklus von Wachstum und Verfall wider. Dies lässt Zweifel aufkommen, welche Perspektive gültig oder echt ist.
Bairds fotografische, skulpturale Collagen sind Dokumente von Gegenständen, die gleichzeitig selbst als andere Gegenstände existieren. Sie zeigen mehrere Perspektiven gleichzeitig und stellen in Frage, welche Perspektive richtig oder real ist, wenn überhaupt. Die Arbeiten brechen und bauen Strukturen disparater Bilder. Das Duplikat fungiert dabei als Spiegel, Schatten, Reflexion und Kopie, wodurch sich die vielfältigen Realitäten in jedem Werk entfalten können.
Die Künstler:innen nutzen alle die Zugänglichkeit von Informationen in ihrer Arbeit. Sie spielen mit den traditionellen Regeln, die Informationen lenken. Sie beschäftigen sich mit dem Zusammenspiel zwischen dem Erfassen der Erfahrung von Informationen und der Präsentation der Rohdaten selbst. Letztendlich stellen sie die Frage nach dem Wert von dem, was bewahrt wird und was verloren geht, wenn das Gefühl und der Kontext eines Dokuments wichtiger sind als die Informationen selbst.
Christine Atkinson wurde in Stockton, Kalifornien, geboren und wuchs in Nordkalifornien auf. Sie erhielt 2013 ihren Bachelor-Abschluss vom Brooks Institute of Photography in Santa Barbara, Kalifornien, und ihren MFA von der School of the Art Institute of Chicago. Ihre Werke wurden in verschiedenen Ausstellungen in den Vereinigten Staaten und Europa gezeigt, darunter in der Aviary Gallery in Boston, SOIL in Seattle, Monte Vista Projects in Los Angeles und Focus Photo LA. Atkinson hat mit Vellum an „Art in Paper New York“ und der London Art Fair teilgenommen. Sie ist derzeit Mitglied von Monte Vista Projects und lebt und arbeitet in Los Angeles.
Lucy Wood Baird lebt und arbeitet in Chicago, IL. Bairds Arbeiten wurden in Ausstellungen im ganzen Land gezeigt, darunter Filter, Chicago, IL (2015); Aperture Foundation, New York, NY (2016); und Aviary Gallery, Boston, MA (2016), Harvey Meadows Gallery, Aspen, CO (2017), Soil Gallery, Seattle, WA (2018), Mana Contemporary, Chicago, IL (2021) und Monte Vista Projects (Solo, 2022). ). Ihre Arbeiten sind landesweit in Privatsammlungen enthalten. Sie war Artist in Residence am Vermont Studio Center in Johnson, VT (2016, 2022), am Anderson Ranch Arts Center in Snowmass, CO (2017) und am Kimmel Harding Nelson Center for the Arts (2020). Sie hat einen BA von der Harvard University (2010) und einen MFA vom Massachusetts College of Art and Design (2016).
Roberta Gentry ist eine in Los Angeles lebende Künstlerin, deren Arbeit von der Natur und dem darin herrschenden Gleichgewicht aus Ordnung und Chaos inspiriert ist. Mittels Malerei erforscht sie die Zusammenhänge und Konflikte zwischen Architektur und Biologie und hinterfragt die Kluft zwischen Natürlich und Künstlich. Zu den jüngsten Gruppenausstellungen in Los Angeles zählen Bozomag, Gallery Also, Track 16, LA Mission College, Durden and Ray und The Brand Art Center. Sie hatte Einzelausstellungen bei Ladies‘ Room LA (2020) und im Elephant Art Space (2018). Gentry hat einen BFA von der University of Arizona und einen MFA von der SUNY Albany. Zu den ausgewählten Veröffentlichungen gehören Flaunt Magazine, Fabrik, Full Blede und Maake Magazine. Seit 2015 ist sie Mitglied des von Künstlern in Los Angeles betriebenen Raums Monte Vista Projects.
Karl Ljungquist (geboren in Minneapolis, MN, lebt und arbeitet in Los Angeles, Kalifornien) ist ein Künstler, dessen zentrales Anliegen die Beziehung zwischen fotografischem Ausgangsmaterial und gelebter emotionaler Erfahrung ist, gefiltert durch die instabilen Prozesse der Erinnerung und Wahrnehmung. Indem er sich auf die Materialität der bemalten Oberfläche konzentriert und eine begrenzte, einheitliche Farbpalette verwendet, verknüpft er eine Reihe von Bildern zu einem kohärenten, aber unvollkommen erinnerten, unruhigen psychologischen Raum. Er schloss sein Studium an der Brown University ab und hatte nach einer langen Pause von der Malerei im Frühjahr 2023 seine erste Einzelausstellung „Kathy“ in The Lodge.
▬►ONLINE-Künstler:innengespräch mit Christine Atkinson, Lucy Wood Baird, Roberta Gentry, Karl Ljungquist, moderiert von Juliane Zelwies
2. Dezember 2023, 19.00 Uhr in Berlin/10 am in Los Angeles
Zoom-Link:
https://us06web.zoom.us/j/82136684603?pwd=0nlrbR4NveYcz4X35KKOTJgGCel3c2.1
Meeting-ID: 821 3668 4603
Kenncode: 869618
English version:
With artists spanning the media of painting, sculpture, photography, and collage, Night Swimming is a rumination on material’s role in translating and documenting records and information. The included artists use diverse material to track time accumulation or record fleeting yet precise moments and events. Producing documents that function as both mementos and translations that are organized and realized via each artist’s material and conceptual lexicon. The resultant works create an archive of fluctuating objects, translated snapshots, and material and visual accumulation. The show’s title, “Night Swimming,” alludes to the experience of attempting to navigate a murky and vast space while only being able to sense what is in your immediate vicinity. The memory of spaces once seen in the light, the instability of buoyancy, and the lack of stillness in the act of swimming in darkness mirrors the disoriented and vulnerable translation of recollection found in the works included in the exhibition. Like the world obscured by night and water, a clear understanding sits just out of reach.
Atkinson deploys sculpture to collect and preserve debris of California wildfires into neat epoxy cubes, capturing a chaotic natural trauma into a minimal object. This creates a jarring experience for the viewer, who is seduced by the slick cube only to discover it is made of destruction. The cubes function as time capsules, the plants, animals, structures that perished in the fire are all present in the form of ashes. This intense history of the place is then both preserved and made accessible by encasing it in epoxy.
Ljungquist’s paintings all derive their source material from photographs that the artist takes himself or culls from family archives. Each references a very specific and personally important moment in time, yet the significance is not immediately clear to the viewer. The process of translating the photographic image into a painting has a devotional, contemplative aspect, and the painting’s materiality becomes a form of preservation of what might otherwise have been lost. These portholes into vanished moments create a feeling of being a voyeur into another’s memories.
Gentry’s layered abstract paintings are both entropic and systematic. Yet the particular rules that govern their structure feel just out of reach. Each references what they translate in their title, but the resultant composition often feels many steps removed from the object. Gentry’s work questions the value of both chaotic and rational systems, mimicking the natural interplay of the cycle of growth and death.
Baird’s photographic, sculptural collages are documents of things while existing simultaneously as another thing themselves, showing multiple perspectives at once, bringing into question what perspective is true or real, if any. The works both refract and build structures of disparate images, playing with the role of the duplicate as a mirror, shadow, reflection, and copy. Allowing the multiple realities in each work to unfold and contract as the viewer engages them from different vantages.
The artists all leverage the accessibility of information in their work, playing with more traditional hierarchies that govern information, addressing the interplay of recording the experience of information vs. presenting the raw data itself, and ultimately questioning the value of what is kept and what is lost, if the feeling and context of a document is a more important record than the information itself.
Christine Atkinson was born in Stockton, CA and raised in Northern California. Christine Atkinson received her undergraduate degree from the Brooks Institute of Photography in Santa Barbara California and her MFA from the School of the Art Institute of Chicago in 2013. Her works have been included in various shows across the United States and Europe, including The Aviary Gallery in Boston, SOIL in Seattle, Monte Vista Projects in Los Angeles, Focus Photo LA and has participated in “Art in Paper New York“ and the London Art Fair with Vellum. Atkinson is a current member of Monte Vista Projects. She lives and works in Los Angeles.
Lucy Wood Baird lives and works in Chicago, IL. Baird’s work has been included in exhibitions across the country including Filter, Chicago, IL (2015); Aperture Foundation, New York, NY (2016); and Aviary Gallery, Boston, MA (2016), Harvey Meadows Gallery, Aspen, CO (2017), Soil Gallery, Seattle, WA (2018), Mana Contemporary, Chicago, IL (2021), and Monte Vista Projects (solo, 2022). Her work is included in private collections nationally. She has been an artist in residence at Vermont Studio Center in Johnson, VT, (2016, 2022) and Anderson Ranch Arts Center in Snowmass, CO (2017) and Kimmel Harding Nelson Center for the Arts (2020). She holds a BA from Harvard University (2010) and an MFA from Massachusetts College of Art and Design (2016).
Roberta Gentry is a Los Angeles based artist whose work is inspired by the natural world and the balance of order and chaos that exists within it. Using painting, she explores the connections and conflicts that occur between architecture and biology, and questions the divide between natural and artificial. Recent Los Angeles group exhibitions include Bozomag, Gallery Also, Track 16, LA Mission College, Durden and Ray, and The Brand Art Center. She has had solo exhibitions in 2020 with Ladies‘ Room LA and in 2018, at Elephant Art Space. Gentry has a BFA from the University of Arizona and an MFA from SUNY Albany. Selected publications include Flaunt Magazine, Fabrik, Full Blede, and Maake Magazine. Since 2015, she has been a member of the Los Angeles artist-run space, Monte Vista Projects.
Karl Ljungquist (born in Minneapolis, MN, lives and works in Los Angeles, CA) is an artist whose central concern is the relationship of photographic source material to lived emotional experience, filtered through the unstable processes of memory and perception. Focusing on the materiality of the painted surface and using a limited, unifying color palette, he links a range of imagery into a coherent yet imperfectly remembered, uneasy psychological space. He graduated from Brown University, and after a long hiatus from painting had his first solo exhibition, “Kathy,” at The Lodge in spring 2023.
▬►ONLINE Artist Talk with Christine Atkinson, Lucy Wood Baird, Roberta Gentry, Karl Ljungquist, moderated by Juliane Zelwies
December 2nd, 7 pm in Berlin/10 am in Los Angeles
Zoom link:
https://us06web.zoom.us/j/82136684603?pwd=0nlrbR4NveYcz4X35KKOTJgGCel3c2.1
Meeting-ID: 821 3668 4603
Code: 869618